Die von der Stadt geplante Schließung des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße wird vom Vorstand des Gesundheitsnetzes Köln Nord medicol e.V. einstimmig abgelehnt. Es soll eine Petition gegen die Schließung des Kinderkrankenhauses unterstützt werden.

Seit über 60 Jahren bietet das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße eine qualifizierte, über Köln hinaus anerkannte, medizinische Grund- und Spitzenversorgung unserer Kinder und Jugendlichen. Es ist eines der größten Kinderkrankenhäuser Deutschlands, mitten im kinderreichen Kölner Ballungsgebiet, bestens integriert, mit der umliegenden medizinischen Versorgung verflochten, teilweise renoviert und gerade für 20 Mio. € erweitert. Wir sollten das Kinderkrankenhaus erhalten!

Dem geplanten Zukunftsmodell der Stadt Köln wird vorgehalten, dass es isoliert auf betriebswirtschaftlichen Überlegungen basiert und die gesundheitliche Versorgung der Kölner Bevölkerung vernachlässigt.

Seit dem März dieses Jahres wird nach dem Antrag von Frau Reker an den Stadtrat (1), das Zukunftsmodell der Kliniken der Stadt Köln inklusive einer Investition von 590 Millionen € zu bewilligen, Werbung verbreitet. Es wird eine Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung versprochen.

Tatsächlich handelt es sich um eine

  • Verschlechterung der gesundheitlichen Versorgung,
  • um ein enorm teures Modell, das ohne den Verkauf des wunderschönen, großen Grundstücks in Riehl nahe der Flora und nach Ergänzung der nicht berücksichtigten Preissteigerungen durchaus auf 1 Milliarde Kölner Steuergelder steigen kann und
  • um die Vernichtung vorhandener Ressourcen.

Versprochen wird, dass das Zukunftsmodell der Zentralisierung aller städtischen Kliniken in Merheim das einzige Mittel zur Besserung der Defizite sei.

Aktuell verfügen die Kliniken der Stadt Köln über 1423 Planbetten. Davon werden lediglich 749 Planbetten auch bewirtschaftet wie im Protokoll des Finanzausschusses vom 20.3.2023 steht (2). Es werden also 674 Planbetten (47,4 %) nicht bewirtschaftet. Das kann nicht ergebnisneutral bleiben!!!

Tatsächlich sind im Pflegebereich der städtischen Kliniken viele Planstellen nicht besetzt. Infolge der Pflegepersonaluntergrenzenverordnung von Gesundheitsminister Lauterbach bewirkt dies eine Stilllegung von Krankenhausbetten oder gar ganzen Krankenhausstationen. Zahlen, wie sehr die Kinderklinik davon betroffen ist, scheinen nicht veröffentlicht zu sein.

Nach der Realisierung des Zukunftsmodells 2031 sollen 1029 Betten bewirtschaftet werden. Das wurde im Finanzausschuss als eine Verbesserung vom Ausgangspunkt 749 bewirtschafteter Betten dargestellt. Eine 100-prozentige Bewirtschaftung der Betten in 2031 vorausgesetzt, haben wir im Jahr 2031 dann auch 1029 Planbetten, also 394 Planbetten weniger als in 2023 (-27,7 %). Die Krankenhausversorgung wird abgebaut.

Nachdem der Gesundheitsausschuss danach fragte, wie die konzentrierte Personalbedarfsrechnung des Zukunftsmodells aussieht, ist aus der Antwort der Kämmerin (25.4.2023) (2) zu entnehmen, dass die Vollzeitkräfte von derzeit (2023) 3353 auf 2972 (im Jahr 2031) sinken werden. Das Personal wird um 381 Stellen (-11,4 %) abgebaut.

Auch das Krankenhaus Holweide soll zeitnah geschlossen werden. 1974 war es der Leuchtturm im Rechtsrheinischen, der das Drei-Königen-Hospital und das Krankenhaus Dellbrück ersetzt hat. Es handelt sich eindeutig um eine Verschlechterung in der gesundheitlichen Versorgung der Kölner Bevölkerung.

Das „kranke Finanzierungssystem unseres Gesundheitswesens“ führt seit vielen Jahren zu einem Renovierungsstau in den Krankenhäusern. Und jetzt wird behauptet, dass das Krankenhaus Holweide und das Kinderkrankenhaus marode seien und nicht mehr zu renovieren. Das muss bezweifelt werden. Das im März 2018 beauftragte Sanierungsgutachten bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst und Young bescheinigte die Sanierungsfähigkeit der Kliniken Köln.

Der Bedarf der Kölner Bevölkerung an stationärer Versorgung insbesondere in der Kinderklinik Amsterdamerstraße wurde im Zukunftsmodell der Kliniken (Zentralisierung aller Kliniken in Merheim) nicht untersucht und nicht berücksichtigt. Alternativen sind nicht zu Ende gedacht.

Es ist notwendig, dass die Kölner Bürgerinnen und Bürger eine Teilnahme am Reformprozess der städtischen Kliniken erhalten und ihren Bedarf an stationärer Versorgung zum Ausdruck bringen können. Ein Mittel in diese Richtung ist eine Petition. (WK)

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(1) Beschlussvorlage der Oberbürgermeisterin betreffs Kliniken der Stadt Köln gGmbH: Zukunftsmodell, vom 24.2.2023 Download

(2) Auszug aus der Niederschrift der Sitzung des Finanzausschusses vom 20.3.2023, TOP 10.9 Kliniken der Stadt Köln gGmbH: Zukunftsmodell 0551/2023; und:  Kämmerin Frau Prof. Dr. Diemert. Beantwortung einer Anfrage nach § 4 der Geschäftsordnung, Gesundheitsausschuss, vom 25.4.2023 Download